Wiesenzeit

#1
Grüß euch,

endlich ist bei uns der Herbst in vollem Gange. Bis letzte Woche waren unsere Wiesen noch recht pilzarm, doch mit den fallenden Temperaturen und den einsetzenden Niederschlägen hat sich das schlagartig geändert.


Eigentlich bin ich Samstag schon zur ersten Tour aufgebrochen, wegen etwas erschwerter Sichtbedingungen hab ich mich allerdings recht schnell wieder auf den Rückweg gemacht
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Heute morgen sah die Welt schon wieder ganz anders aus und es war auch auf 1150m wieder möglich etwas zu finden.
Auf jeden Fall hab ich für heute Abend schon mal eine Beschäftigung... gelbe Saftlinge

Hygrocybe coccinea
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Neohygrocybe sp.
leider kein Exsikkat vorhanden; nachdem ich im weiteren Saisonverlauf zahlreiche Fruchtkörper der nitrösen Saftlinge untersuchen konnte, bin ich bei der Kollektion sehr skeptisch, ob es wirklich N. nitrata ist
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Neohygrocybe ovina
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Hygrocybe subpapillata
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Hygrocybe reidii
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Hygrocybe chlorophana
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Zuletzt geändert von Florian am 10.01.2021, 10:23, insgesamt 5-mal geändert.

Re: Wiesenzeit

#3
Servus Florian,

bei deiner ersten Aufnahme bekommt man sogar als Betrachter kalte Füße. Fein, dass dir heute ein angenehmerer Abend bevorsteht. In deinem Beitrag erwähnst du den Trockenfuß-Schleimkopf, meinst du damit den Trockener Schleimfuß Cortinarius ochroleucus? Dann passt die untere Aufnahme nicht dazu.

LG
Peter

Re: Wiesenzeit

#4
Servus Peter,

damit hab ich natürlich keinen Cortinarius gemeint 😁

etwas verständlicher ausgedrückt könnte man auch sagen „einer der gelben Saftlinge mit trockenem Stiel und schleimigem Hut der noch auf Nachbearbeitung wartet“ 😉

Lg

Re: Wiesenzeit

#6
Grüß euch,

natürlich hab ich es heute nicht ausgehalten und zumindest eine kurze Tour in einer anderen Alm gemacht. Neben einigen alten Bekannten haben sich auch diese beiden Keulen gezeigt, bis auf weiteres habe ich sie mal Clavulinopsis cf. helvola getauft

Lg

Clavulinopsis (cf.) luteoalba
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Zuletzt geändert von Florian am 09.01.2021, 19:54, insgesamt 4-mal geändert.

Re: Wiesenzeit

#7
Grüß euch,

nach einigem hin und her habe ich mich heute doch durchgerungen der Witterung zu trotzen und noch eine Tour zu machen bevor alles weggetrocknet ist.

Wenngleich sich sowohl Anfahrt wie auch Suche durchaus abenteuerlich gestalten haben, war das Ergebnis jede Mühe wert!
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Wie bereits erwartet hatte der Föhn schon ganze Arbeit geleistet, und die meisten Hygrocyben und Entolomen hatten sich bereits in unbestimmbare Mumien verwandelt. Allerdings war das nur halb so wichtig, denn vor allem wollte ich mal nachsehen wie sinnvoll es ist die Fläche weiter im Auge zu behalten und diese Frage war zweifelsfrei geklärt.

Für etwas fleischigere Arten, bzw. Fruchtkörper die tief im Moos versteckt standen war ich aber gerade noch rechtzeitig.

Eines der absoluten Highlights, das mich den ganzen Vormittag begleitet hat, war ein Massenvorkommen von Clavulinopsis fusiformis.
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Kleine gelbe Clavulinopsis waren auch ein ständiger Begleiter auf der Tour. Ein paar recht unterschiedliche Kollektionen hab ich mitgenommen und muss ich mir die nächsten Tage mal durchsehen
Clavulinopsis helvola
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Riesig gefreut habe ich mich natürlich auch darüber Porpoloma metapodium in einer weiteren Fläche nachweisen zu können. Auf den abgelegenen Almflächen in unserer Region scheint sich doch noch eine Population erhalten zu haben
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Den hab ich mal Dermoloma cf. cuneifolium getauft, allerdings irritiert mich der stark schuppige Stiel ein bisschen.
Dermoloma cuneifolium var. punctipes
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Und das Beste kommt zum Schluss...

Lange schon hoffe ich darauf diese Schönheit endlich mal zu Gesicht zu bekommen... und dann gleich an einigen Stellen mit insgesamt 30-40 Fruchtkörpern
Porpolomopsis calyptriformis
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Beste Grüße
Zuletzt geändert von Florian am 09.01.2021, 19:55, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Wiesenzeit

#8
Servus, Florian,

großartige Nachweise sind dir da gelungen! :-) Als Wiesenpilz-Freund ist der erste eigene Fund des Rosenroten Saftlings wirklich ein unvergessliches Erlebnis.

Was ich bisher beobachtet habe, wachsen die Wiesenpilze hier erst relativ zaghaft, obwohl es immer wieder mal regnet – die zwischendurch doch wieder warmen, windigen Sonnentage vertragen sie anscheinend nicht so gut, weshalb gerade die etwas exponierteren Wiesen momentan pilzleer sind. Ich hoffe jedenfalls, dass der Frost noch eine Weile auf sich warten lässt...

Schöne Grüße
Gernot

Re: Wiesenzeit

#9
Servus Gernot,

leider hätten auch wir hier noch ein oder zwei zusätzliche Regentage anstatt des Föhns brauchen können. Auch bei uns waren die Funde bisher noch auf geschützte Bereiche begrenzt und die Trockenstandorte haben so gut wie nichts hergegeben.
Meine höher gelegenen (und interessanteren) Flächen werden wohl in zwei Tagen wieder eingeschneit sein, allerdings werden die Lufttemperaturen wie's aussieht wieder nur knapp unter den Gefrierpunkt fallen. Da hoffe ich doch darauf, dass beim nächsten freischmelzen noch mal einiges zum Vorschein kommt. Ich hab noch viel zu viele neue Flächen zu begehen, als dass ich ein derart verfrühtes Saisonende akzeptieren könnte ;)

Das einzig interessante der heutigen Tour war diese einsame Arrhenia. Ansonstan waren nur vereinzelte Fruchtkörper von C. virgineus und pratensis zu sehen.
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Beste Grüße

Re: Wiesenzeit

#10
Grüß euch,

die nächsten Tage wird's zum Daumen halten , aber die Wettervorhersage lässt hoffen... auch an den trockeneren Standorten sind schon die ersten Pilze zu finden und junge Exemplare von C. virgineus sind teils massenhaft anzutreffen, dass der aber bereits 3-4 Tage vor den meisten anderen Arten zu fruchten beginnt, ist mir schon des öfteren aufgefallen.


da und dort die ersten jungen Fruchtkörper
Porpoloma pes-caprae
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Diese kleinen Boviste (3-8mm) waren auf richtig trockenen, schottrigen Hügeln immer wieder anzutreffen
Bovista cf. limosa
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Auf einem Felsen wuchs dieser kleine Erdstern
Geastrum minimum
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sehr deutlich ausgeprägte, gelbe Stielbasis, allerdings mit ziemlich seltsamer Hutfarbe.
Cuphophyllus flavipes
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Beste Grüße
Zuletzt geändert von Florian am 09.01.2021, 19:56, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Wiesenzeit

#11
Heute wieder neue Porpoloma Standorte in einer weiteren Fläche.
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Hygrocybe citrinovirens
hatte sich bisher auch noch nicht blicken lassen
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Diese Entolomen waren teils haufenweise anzutreffen.
Ziemlich stattlich, Geruch und Geschmack deutlich mehlig, markant ist auch der deutlich längsfaserige Stiel, die oberfläche wirkte teils faserig aufgerissen
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Hier würde ich, aufgrund des Standorts in einer Feuchtwiese, auf Bovista paludosa tippen, oder kommt da noch anderes in Frage? Leider war nur der eine junge Fruchtkörper zu finden
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Cuphophyllus roseascens
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Beste Grüße
Zuletzt geändert von Florian am 28.12.2020, 11:50, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Wiesenzeit

#12
Hallo Florian

Besten Dank für diese schönen Fotos. Es würde mich schon interessieren, ob das alles Saprobionten sind,
oder ob einige davon irgendeine Art von Symbiose eingehen. Wenn man diesbezüglich nachforscht, kommt man
zum Schluss, das dies offensichtlich niemand wirklich weiss.

Gruß
Gerhard

Re: Wiesenzeit

#13
Servus Gerhard,

wie du richtig schreibst, ist die Lebensweise der meisten Wiesenpilze noch ziemlich schlecht erforscht. Allerdings dürfte es auch hier deutlich mehr symbiotische Beziehungen geben als früher angenommen. Meines Wissens nach wurde eine Beziehung zwischen Cuphophyllus virgineus und Plantago sp. (ich glaube es war P. media) bereits nachgewiesen, bei anderen Arten wäre mir allerdings nicht bekannt, dass es bereits Nachweise für Symbiosen gibt.

Ich hab dieses Jahr schon angefangen, mir mehr Aufzeichnungen über die Begleitvegetation der regional häufigen Saftlingsarten zu machen, vor allem bei denen mit eher großer ökologischer Amplitude. Vielleicht lassen sich dadurch längerfristig zumindest gewisse Rückschlüsse darauf ziehen, ob manche Pilzarten auch in unterschiedlichen Habitaten immer mit speziellen Pflanzen vergesellschaftet sind.

Auf jeden Fall ein sehr interessantes Thema, welches meiner Meinung nach noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient.


Beste Grüße

Re: Wiesenzeit

#14
Grüß euch,

heute waren mal einige kleinere Flächen in Tallage an der Reihe, weiter oben liegen 20cm Isolierung auf den Wiesen, was aber für die nächsten beiden Nächte kein Nachteil ist.
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Clavulinopsis corniculata
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... und zum Glück hat mich Gerhard grade um eine Kultur von L. utriforme gefragt, ansonsten wäre ich zur „Rötlingswiese“ wohl gar nicht mehr gefahren. Leider hatte ich nur noch kurz Zeit, aber die Fläche hat ihrem Namen mal wieder alle Ehre gemacht.

Schon gleich neben dem Auto waren hunderte Fruchtkörper dieser wunderschönen Entolomen zu bewundern
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Und mitten drinnen ein einzelner, großer Rötling, der wohl auf den Namen Entoloma bloxamii hören sollte
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Beste Grüße
Zuletzt geändert von Florian am 28.12.2020, 10:16, insgesamt 1-mal geändert.