Südhang nahe Kirchdorf/Krems

#1
Grüß euch,

nachdem mir die Tage ein netter Mensch das Schafgatter aufgemacht hat und ich meine Herde wieder in der Umgebung zusammensuchen musste, habe ich nebenbei auch endlich mal Zeit gefunden mir die Wälder und Wiesen der Umgebung im Detail anzusehen. Großteils handelt es sich um eher ältere Buchenwälder mit eingestreuten Eichen, Hainbuchen, Espen, Bergahorn, Fichten und Tannen, immer wieder unterbrochen von extensiv genutzten Weideflächen. Die Magerrasenstandorte waren noch nicht wirklich ergibig, die Waldränder waren allerdings voll von Pilzen. Neben den üblichen Verdächtigen, die jedoch teils in unglaublichen Massen anzutreffen waren, konnte ich noch einige recht spannende Röhrlinge finden. Sofern es mir gerade möglich war habe ich versucht zumindest einige der Funde zu dokumentieren.

Mit dem ersten schönen Fund sind die Kinder meines Verpächters, gleich einige Minute nachdem ich angekommen bin, um die Ecke gelaufen. Ich hatte sie mal vorgeschickt um alle Gatter der Weiden zu öffnen, nach kürzester Zeit sind sie jedoch ganz stolz mit drei wirklich riesigen Champignons in der Einfahrt gestanden.

A. urinascens
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Etwas unterhalb, an einer kleinen Quelle in der gleichen Weide, waren dann viele hunderte kleiner weißer Pilze über einige Quadratmeter verteilt. Ich vermute mal, dass es sich um Delicatula integerella handelt.
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Ansonsten fand ich in den Weiden nur einige Düngerlinge, Wiesechampignons, Wiesenstäublinge und zwei Hasenstäublinge.


Interessanter wurde es dann beim Absuchen der Umgebung. Ich bin an kaum einem Waldrand vorbeigekommen an dem es nichts interessantes zu sehen gab. An einer Stelle, bei der ich die letzten Jahre schon oft Massenfruchtungen von Cortinarius praestans gesehen habe, waren bereits die ersten kleinen Fruchtkörper zu sehen, leider habe ich davon allerdings keine Bilder.
Unter einigen mächtigen Buchen, am Rand eines kleinen Waldes, konnte ich dann gleich mal die größte Gruppe von Rubroboletus satanas beobachten die ich bisher live gesehen habe. Im Umkreis der gezeigten Pilze wuchsen noch reichlich weitere, teils wirklich riesige Exemplare.
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Die Art konnte ich im weiteren Verlauf noch an 3 weiteren Stellen finden, allerdings nur in kleinen Grüppchen
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Unter einer kleinen Baumgruppe, vorwiegend Eichen und Buchen, stand dann zwischen einigen Sommersteinpilzen ein einzelner Röhrling mit gut 20cm Hutdurchmesser. Die Farbe der Huthaut lies mich zuerst an Rubroboletus rubrosanguineus denken, allerdings passt mir dafür der Standort nicht. (Nadelbaum war kein einziger in Reichweite)
Die Röhren waren trotz des fortgeschrittenen Alters noch gelb(-orange) und schienen eher grünlich überhaucht durch die Sporen, jedoch ohne nennenswerte Rottöne.
Das Fleisch blaut nur recht leicht und nur oberhalb der Röhren und in der Stielmitte. Die Fruchtschicht blaut auf Druck wie im Schnitt, jedoch auch nicht sonderlich stark und ungleichmäßig.
Der Geruch war recht intensiv würzig, jedoch nicht unangenehm, Geschmack leicht säuerlich
Der Stiel war von den Schnecken leider ziemlich zugerichtet und nur an der Basis ist noch nicht komplett abgefressen, Netzzeichnung war dort keine mehr zu erkennen und auch über den Farbverlauf am Stiel kann ich keine Infos liefern
Frische Frasstellen am Hut sind intensiv gelb, ältere auf rot umgefärbt.

Ich wäre damit bei Rubroboletus cf legaliae, würde mich jedoch sehr über eure Meinung dazu freuen
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Nächste Gruppe Alter Buchen am Rand einer Weide, nächster schöner Röhrling. Leider waren auch hier die Schnecken schon sehr aktiv und der größere Fruchtkörper war bereits seit mindestens einem Tag ausgerissen/umgetreten und schon angetrocknet.
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36h später hatten die beiden verbliebenen Fruchtkörper lieder noch nicht sonderlich zugelegt, die Schnecken waren jedoch auch schon durch mit ihnen. Auch bei dem jungen und frisch gepflückten Fruchtkörper blaut kaum, eine leichte Verfärbung ist an den Röhren und im Hutfleisch jedoch erkennbar, also würde ich sagen, dass es sich um Butyriboletus appendiculatus handelt.
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Als ich gestern noch die beiden letzten abgängigen Schafe zurückgeführt habe kam mir in einem Feuchten Graben noch eine einzelne (zur Abwechslung mal total Schneckenzerfressene) Lorchel unter, vermutlich ein junges Exemplar von H. lacunosa
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Im großen und ganzen würde ich sagen.... 24 Schafe die sich in kleine Trupps aufgeteilt haben wieder zusammensuchen ist alles andere als lustig, wenn es zumindest zur richtigen Zeit passiert kann so eine Zusatzaufgabe aber durchaus auch positives haben

Beste Grüße
Zuletzt geändert von Florian am 18.08.2019, 15:37, insgesamt 11-mal geändert.

Re: Südhang nahe Kirchdorf

#3
Servus Peter,

bin vorhin noch gar nicht zum hochladen gekommen, wollte nur mal schnell den Text speichern. Musste wie gesagt noch schnell weg um meine beiden letzten abgängigen Mädels einzufangen bevor sie sich wieder irgendwo im Wald verstecken.

Re: Südhang nahe Kirchdorf

#4
Noch ein kleiner Nachtrag...

Bovistella utriformis

Inzwischen hat der Hexenring einen Durchmesser von über 10m
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Butyriboletus fechtneri

Wächst jedes Jahr in diesem Hohlweg unter einer großen Eiche, rundherum stehen noch Fagus und Populus tremula

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Beste Grüße

Re: Südhang nahe Kirchdorf/Krems

#7
Grüß euch,

erst mal herzlichen Dank für eure Hilfe. Dann werd ich den Fund mal fürs erste abschließen und ihn als B. fuscoroseus ablegen. Hoffentlich kommt er die nächsten Jahre wieder und ich kann mir auch mal Fruchtkörper in verschiedenen Altersstadien ansehen.

Beste Grüße
cron