Am 10. August habe ich hier in der Gegend von Ulm einen großen "Glänzenden" Lackporling auf einem optimal-morschen Douglasienstumpf gefunden. Erstaunt über das Substrat sendete ich Lothar Krieglsteiner ein paar Fotos, der mich auf Ganoderma tsugae aufmerksam machte. Bei meinen Recherchen dazu stieß ich auf eine Veröffentlichung "von Euch": https://www.myk.univie.ac.at/wp-content ... _final.pdf, ab Seite 274 "Ganoderma valesiacum"
Nun diskutieren wir über Ganoderma tsugae bzw. valesiacum. In der o.a. Publikation meinen die Autoren, beide Arten wären synoym. Aber woher weiss man, ob der Fund der Chinesen auf Lärche(!) nicht vielleicht und eigentlich eh G. valesiacum war? Ist G. val. nicht einen subalpine Art – im Gegensatz zu G. tsugae?"Die ITS-Sequenz der vorliegenden Kollektion auf Lärche stimmt vollständig mit der Sequenz JQ781853 von Ganoderma tsugae (Voucher DAI 3937: China, Jilin Province, Antu County, Changbaishan Nature Reserve, on fallen trunk of Larix, 21. September 2002) überein... Ganoderma valesiacum und G. tsugae sind synonym. Von den beiden Namen hat G. valesiacum Priorität."
Auch Lothar hat einen von ihm als G. (cf.) tsugae abgelegten Ganoderma-Fund (der ihm zugetragen wurde) auf einer stehenden Douglasie aus der Nähe von Schwäbisch Gmünd im Archiv. Er hat ein Exsikkat davon (das heraus zu suchen allerdings Zeit in Anspruch nähme). Eine Collage vom Finder und ein Foto der Trama zu diesem Fund findet Ihr unten in diesem Beitrag, nach meinen Bildern.
Von G. tsugae habe ich die Originalbeschreibung von Murrill 1902 www.biodiversitylibrary.org/page/719535 ... 8/mode/1up gefunden und hier die von G. valesiacum – Boudier 1895 https://www.biodiversitylibrary.org/pag ... 0/mode/1up. "Beide" Arten haben, im Gegensatz zu den anderen Ganoderma-Arten der Lucidum-Sippe, eine helle Tramafarbe.
Murril erwähnt für tsugae einen starken Befall von Insekten – was für meinen Fund zutreffen würde: "... it speedily decays or falls a prey to insects. So subject is it to insect attack that recognizable specimens are rare in the herbarium. As its ordinary host is confined to America, there is no reference to it in European literature, ..." Über das Substrat schreibt er: nur auf Tsuga canadensis!
Die Beschreibung von valesiacum durch Boudier würde wiederum gut auf Lothars Fund passen: "Hut sitzend oder subsessil, 7 cm oder mehr breit, halbmondförmig, lackiert, glänzend, kastanienbraun oder blutrot, subkonzentrisch gefurcht, ..." Aber über das Substrat schreibt er: de plus par son habitat sur Méleze." – also auf Lärche!
Was sollen wir davon nun halten?
Hier die Beschreibung meines Fundes:
Fundort:
Ulmer Hochsträß, zwischen Erbach-Ringingen und Oberdischingen, Höhe 575 mNN, nordseitig, Untergrund "Grimmelfinger Graupensand" mit basischen Lösslehm über Kalk, nur wenig Humus. Nadelholz-Mischwald, in unmittelbarer Umgebung: Douglasien, Rotfichten und Hemlock-Tannen(!), vereinzelt Lärchen und Rotbuchen. Auf optimal-morschem Douglasienstubben (Ø 60 x 80 cm) dieser ausgewachsenen Frk. sowie weitere 4 "Knubbel", die hoffentlich noch wachsen.
Fruchtkörper (siehe Fotos):
Breite 24 cm, Dicke bis 4 cm, Farben orange bis rotbraun, wenig zoniert; Stiel Ø 3 – 3,5 cm x 8 cm, dunkles Kastanienbraun; stark befallen von Pilzkäfern und unident. Larven/Maden.
Trama hell-lehmfarben; 4 – 5 Poren pro mm, Hymenium dunkel rotbraun, ca. 1,5 cm dick – ich glaube 4 Schichten zu erkennen – der gesamte Frk. einschl. Stielspitze lässt sich gut schneiden, nur leicht korkig, sehr nass (der gesamte Frk. wog frisch 650 g).
Am 10.8.25 mit Hut voller Sporen, von oben und unten: Am 20.8.25 war ich wieder dort und habe den Hut "geputzt" (dabei ist er abgebrochen): Hier die Schnittbilder von unten (ich wollte den tollen Frk. nicht mitten durchschneiden): Die Poren 20x – Sichtfeld-Ø = 6 mm: Das Substrat, optimal-morsche Douglasie, mit noch 4 weiteren ganz jungen "Knubbeln": Bilder von Lothars Aufsammlung auf Douglasie: Geblitzter Schnitt vom Exsikkat: Über Hinweise zur Klärung würden wir uns sehr freuen!
Herzliche Grüße – Rika