Liebes Forum,
das verlängerte Wochenende war ich wieder mal im NÖ Wechselgebiet unterwegs. Spannend wie immer zu beobachten, wie die Pilze mit den steigenden Temperaturen nach oben wandern. Auf den Almen gab es vor allem verschiedenste Panaeolus-Arten in großer Anzahl. Morchella elata konnte ich zum ersten mal entdecken und ein letztes Exemplar der in anderen Jahren sehr häufigen Gyromitra esculenta ebenfalls. Entoloma vernum und eine vergleichsweise farbenkräftige und schlanke Art von Agrocybe praecox gab es stellenweise häufig und an wärmebegünstigten Standorten erste Exemplare von Amanita vaginata und Leccinum scabrum; in Summe mit den lignicol wachsenden Pilzen rund 35 verschiedene Arten, die ich nicht immer eindeutig bestimmen konnte.
Mit folgenden beiden Pilzen habe ich mich noch länger beschäftigt, zu eindeutigen Ergebnissen kam ich leider nicht:
Agaricus cf. altipes
Einige Merkmale (leider war nur ein Pilz vorhanden)
Hut 11 cm, auf Druck leicht gilbend, Farbe verschwindet mit der Zeit wieder.
Lamellen: kräftig fleischrosa
Stiel mit schwach nach unten anliegender Manschette, scheinbar etwas wurzelnd, nach unten verjüngt und gekrümmt. Auf Druck leicht rosa-bräunlich verfärbend.
Hut riecht irgendwie nach Rüben, Stiel eher unangenehm, urinähnlich
Stielbasis auf Druck nicht verfärbend
Insgesamt sehr kompakter und fester Pilz, Lamellen nach 2 Tagen leicht grau verfärbend
Standort: An einem sonnigen Standort im Gras neben Fagus sylvatica und neben einer Mountainbikestrecke (an der sich möglicherweise in der Zukunft noch viele unbekannte Pilze finden lassen, deren Sporen mit den vielen Rädern antransportiert werden)
Nach Durchsicht meiner Literatur könnte es am ehesten Agaricus altipes sein. Auch das Mikroskopieren ergab keinen eindeutigen Hinweis (das liegt sicher auch an meinen noch sehr bescheidenen Mikroskopierkenntnissen).
Scutellinia cf. pseudotrechispora
Nach der Form und Größe der Sporen am ehesten S. pseudotrechispora.
Aus irgendeinem Grund fand ich aber keine Borstenhaare an den Pilzen und die Ornamentierung der Sporen blieb unklar.
Vielleicht lassen sich aus den Bildern die Hinweise verdichten.
Schöne Grüße!
Christian
P.S.:Manchmal frage ich mich, ob es bestimmte Pilze gibt, die ich trocknen sollte für ein Herbar etc.
Gibt es dazu Anhaltspunkte, z.B. die Pilze der roten Liste o.a?
Re: Frühlingspilze vom Wechsel
#2Lieber Christian,
Für den Anfang ist es aber sicher eine gute Herangehensweise, Belege von Arten zu machen, die dir persönlich selten erscheinen oder eben in einer Roten Liste geführt sind. Alternativ dazu auch typische, reichhaltige Aufsammlungen, da diese später gut als Referenzmaterial zu gebrauchen sind.
Schöne Grüße
Gernot
Die Haare sind bei deinem Pilz sicher sehr kurz und stumpf, es handelt sich dabei nämlich um eine Melastiza. Vermutlich war diese noch nicht ganz reif, weshalb du das Sporenornament nicht beobachten konntest. Dieses benötigt man jedoch für eine sichere Bestimmung (am besten in Baumwollblau betrachtet).christian-ap hat geschrieben: ↑03.06.2019, 23:31Aus irgendeinem Grund fand ich aber keine Borstenhaare an den Pilzen und die Ornamentierung der Sporen blieb unklar.
Mein Vorschlag wäre, zunächst einmal mit einem privaten Herbarium/Fungarium zu beginnen. Ein solches ist sehr nützlich, wenn du zukünftige Funde mit deinen älteren Aufsammlungen (vor allem mikroskopisch) vergleichen möchtest. Außerdem lernst du dabei, worauf es beim Präparieren/Trocknen der Pilze ankommt, wie man die Belege am besten beschriftet etc. Hier ist es natürlich hilfreich, den Austausch mit anderen Pilzfreunden zu suchen, die Erfahrung in diesem Bereich haben. Falls du deine Belege dann in Zukunft gerne in offiziellen Herbarien hinterlegen möchtest, würde ich direkten Kontakt mit den zuständigen Personen aufnehmen, damit dir diese alles Weitere mitteilen können (z. B. welche Pilzgruppen sie bevorzugt aufnehmen, ob es einen geographischen Schwerpunkt der Sammlung gibt etc.).christian-ap hat geschrieben: ↑03.06.2019, 23:31P.S.:Manchmal frage ich mich, ob es bestimmte Pilze gibt, die ich trocknen sollte für ein Herbar etc.
Gibt es dazu Anhaltspunkte, z.B. die Pilze der roten Liste o.a?
Für den Anfang ist es aber sicher eine gute Herangehensweise, Belege von Arten zu machen, die dir persönlich selten erscheinen oder eben in einer Roten Liste geführt sind. Alternativ dazu auch typische, reichhaltige Aufsammlungen, da diese später gut als Referenzmaterial zu gebrauchen sind.
Schöne Grüße
Gernot
Re: Frühlingspilze vom Wechsel
#3Servus Christian,
der Egerling sieht sehr interessant aus. Hast du mal Kalilauge auf den Hut und auf das Fleisch gegeben?
Falls du den Pilz noch hast bzw. ihn trocknest, kann ich ihn sehr gerne näher anschauen (also selbst mikroskopieren). Meine Adresse findest du hier, falls du ihn mir schicken willst.
Liebe Grüße,
Christoph
der Egerling sieht sehr interessant aus. Hast du mal Kalilauge auf den Hut und auf das Fleisch gegeben?
Falls du den Pilz noch hast bzw. ihn trocknest, kann ich ihn sehr gerne näher anschauen (also selbst mikroskopieren). Meine Adresse findest du hier, falls du ihn mir schicken willst.
Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)
Re: Frühlingspilze vom Wechsel
#4Hallo Gernot und Christoph,
vielen Dank wiederum für die Experten-Unterstützung.
Den Becherling betreffend habe ich Melastiza zwar kurz in die Betrachtung gezogen, aufgrund der recht kleinen Größe der Fruchtkörper aber wieder fallen gelassen und bin dann in einem Scutellinia-Schlüssel gelandet. Das zeigt mir wiederum, dass ich mich nicht so sehr an der Größe, sondern an den anderen Merkmalen orientieren muss. Wahrscheinlich waren die Pilze auch noch nicht ausgewachsen. Mal sehen ob ich noch was von den Pilzen finde, wenn ich in einigen Wochen wieder am Standort vorbeikomme.
Baumwollblau werde ich mir für die nächsten Bestimmungsversuche sicher besorgen.
Den Egerling betreffend gab es mit 3%KOH an der Huthaut keine Farbreaktion. Ansonsten habe ich nur die Sporen mikroskopiert. Nach Funga nordica würde die Größe der Sporen zu A. altipes passen. Ich habe allerdings kein Messprogramm für die Sporen. Auffällig war die relativ große Variationsbreite der Sporengröße (im subjektiven Vergleich zu meinen bisherigen Beobachtungen. Viele der Merkmale passen zu den Angaben von F.n. Eigenartig ist, dass die makroskopisch-phänomenologischen Merkmale des Hutes und des Stieles nicht zusammenpassen. Vielleicht gibt es zwischen den beschriebenen Arten viele Zwischenformen oder es könnte so etwas wie ein Hybrid sein, falls so etwas bei Pilzen überhaupt möglich wäre; aber das sind alles nur meine laienhaften Gedankenspiele. Außerdem gab es leider ja nur einen einzelnen Pilz und wie ich von Irmgard schon gelernt habe, würde es eine ganze Kollektion brauchen um aussagekräftige Informationen zu erhalten.
Teile des Pilzes habe ich aufgehoben und getrocknet. Ich schicke sie dir Christoph sehr gerne und bin sehr neugierig was dabei herauskommt.
Schöne Grüße!
Christian
vielen Dank wiederum für die Experten-Unterstützung.
Den Becherling betreffend habe ich Melastiza zwar kurz in die Betrachtung gezogen, aufgrund der recht kleinen Größe der Fruchtkörper aber wieder fallen gelassen und bin dann in einem Scutellinia-Schlüssel gelandet. Das zeigt mir wiederum, dass ich mich nicht so sehr an der Größe, sondern an den anderen Merkmalen orientieren muss. Wahrscheinlich waren die Pilze auch noch nicht ausgewachsen. Mal sehen ob ich noch was von den Pilzen finde, wenn ich in einigen Wochen wieder am Standort vorbeikomme.
Baumwollblau werde ich mir für die nächsten Bestimmungsversuche sicher besorgen.
Den Egerling betreffend gab es mit 3%KOH an der Huthaut keine Farbreaktion. Ansonsten habe ich nur die Sporen mikroskopiert. Nach Funga nordica würde die Größe der Sporen zu A. altipes passen. Ich habe allerdings kein Messprogramm für die Sporen. Auffällig war die relativ große Variationsbreite der Sporengröße (im subjektiven Vergleich zu meinen bisherigen Beobachtungen. Viele der Merkmale passen zu den Angaben von F.n. Eigenartig ist, dass die makroskopisch-phänomenologischen Merkmale des Hutes und des Stieles nicht zusammenpassen. Vielleicht gibt es zwischen den beschriebenen Arten viele Zwischenformen oder es könnte so etwas wie ein Hybrid sein, falls so etwas bei Pilzen überhaupt möglich wäre; aber das sind alles nur meine laienhaften Gedankenspiele. Außerdem gab es leider ja nur einen einzelnen Pilz und wie ich von Irmgard schon gelernt habe, würde es eine ganze Kollektion brauchen um aussagekräftige Informationen zu erhalten.
Teile des Pilzes habe ich aufgehoben und getrocknet. Ich schicke sie dir Christoph sehr gerne und bin sehr neugierig was dabei herauskommt.
Schöne Grüße!
Christian
Re: Frühlingspilze vom Wechsel
#5Hallo Christian,
auf über 1.600 m war ich vergangen Samstag auch unterwegs. Ein steirischer Pilzfreund wollte mir potentielle Fundstellen für Spitzmorcheln zeigen, überraschender Weise wurden wir sofort fündig. Genauer gesagt mein Freund. An einer von ihm zuvor noch nie abgegangen Stelle, ca. drei Meter vom eingeparktem Auto entfernt stand die erste,
Für mich war es ein Erstfund, bissi schwer zu entdecken, aber gelungen,
Schon freufreu, mit der Benennung habe ich ein kleines Problem. Morchella cf. elata oder M. cf. conica oder nix von beiden? ----> Spitzmorchel passt jedenfalls, der Dörre war's egal, was aufm Gitter drauflag,
LG
Peter
auf über 1.600 m war ich vergangen Samstag auch unterwegs. Ein steirischer Pilzfreund wollte mir potentielle Fundstellen für Spitzmorcheln zeigen, überraschender Weise wurden wir sofort fündig. Genauer gesagt mein Freund. An einer von ihm zuvor noch nie abgegangen Stelle, ca. drei Meter vom eingeparktem Auto entfernt stand die erste,
Für mich war es ein Erstfund, bissi schwer zu entdecken, aber gelungen,
Schon freufreu, mit der Benennung habe ich ein kleines Problem. Morchella cf. elata oder M. cf. conica oder nix von beiden? ----> Spitzmorchel passt jedenfalls, der Dörre war's egal, was aufm Gitter drauflag,
LG
Peter
Re: Frühlingspilze vom Wechsel
#6Hallo Peter,
wow, da ist ein schöner Fund!
Ich fand die wenigen Spitzmorcheln in einer Seehöhe von 1400m neben einem nordseitig gelegenen Forstweg der mit Kalkschotter ausgebessert wurde und auf dem im Vorsommer Holzarbeiten durchgeführt wurden. Alle Randbedingungen haben gepasst von denen ich bisher gelesen habe. War ein Erstfund, denn sonst gibt es die Spitzmorcheln im NÖ Wechsel praktisch nicht oder nur sehr selten, da passt etwas mit den Bodenverhältnissen nicht. Ich weiss aber nun wo ich im kommenden Frühling nachsehen muss,
Dafür gibt es in tieferen Lagen in manchen Jahren massenhaft Gyromitra esculenta. Diesmal nur vereinzelt, weil der März sehr trocken war. Ein großen alten Pilz fand ich noch (siehe Bild).
Bzgl. Morchella elata oder conica habe ich in viele Bücher etc. geschaut und die Unterscheidung ist mir ebenfalls rätselhaft geblieben.
LG Christian
Gyromitra esculenta
wow, da ist ein schöner Fund!
Ich fand die wenigen Spitzmorcheln in einer Seehöhe von 1400m neben einem nordseitig gelegenen Forstweg der mit Kalkschotter ausgebessert wurde und auf dem im Vorsommer Holzarbeiten durchgeführt wurden. Alle Randbedingungen haben gepasst von denen ich bisher gelesen habe. War ein Erstfund, denn sonst gibt es die Spitzmorcheln im NÖ Wechsel praktisch nicht oder nur sehr selten, da passt etwas mit den Bodenverhältnissen nicht. Ich weiss aber nun wo ich im kommenden Frühling nachsehen muss,
Dafür gibt es in tieferen Lagen in manchen Jahren massenhaft Gyromitra esculenta. Diesmal nur vereinzelt, weil der März sehr trocken war. Ein großen alten Pilz fand ich noch (siehe Bild).
Bzgl. Morchella elata oder conica habe ich in viele Bücher etc. geschaut und die Unterscheidung ist mir ebenfalls rätselhaft geblieben.
LG Christian
Gyromitra esculenta
Re: Frühlingspilze vom Wechsel
#7Servus Christian,
genauso rätzelhaft sind manche Gyromitra-Funde, bei denen ist auch noch nicht Schluss im Schacht. Alte, fast schon überstandene Exemplare eignen sich für eine Untersuchung bestens, somit dein Fund. Christoph weiß da mehr dazu ...
Noch was zu meinem Fundort, das vertrocknete Gras, die lichten Fichtenbestände waren für Armin entscheidend, da anzuhalten. Naturbelassen, nicht bewirtschaftet. Ich denke, dass ist ist der springende Punkt, weniger
Morgen werde ich mich nochmal hochschrauben, auf über 1.660 Schnaufmeter. Zwei kleine Schneefelder könnten noch nicht abgeschmolzen sein,
LG
Peter
genauso rätzelhaft sind manche Gyromitra-Funde, bei denen ist auch noch nicht Schluss im Schacht. Alte, fast schon überstandene Exemplare eignen sich für eine Untersuchung bestens, somit dein Fund. Christoph weiß da mehr dazu ...
Noch was zu meinem Fundort, das vertrocknete Gras, die lichten Fichtenbestände waren für Armin entscheidend, da anzuhalten. Naturbelassen, nicht bewirtschaftet. Ich denke, dass ist ist der springende Punkt, weniger
Morgen werde ich mich nochmal hochschrauben, auf über 1.660 Schnaufmeter. Zwei kleine Schneefelder könnten noch nicht abgeschmolzen sein,
LG
Peter