Jänner-Pilze

#1
Liebe Pilzfreunde,

das neue Jahr hat aus mykologischer Sicht gut begonnen. Trotz der teilweise winterlichen Bedingungen mit Schneebedeckung und tiefen Temperaturen waren auf Totholz wieder einige spannende Arten zu entdecken, insbesondere natürlich an etwas wärmebegünstigteren Standorten. Eine Auswahl der Funde zeige ich euch hier – zunächst die Rindenpilze, dann den Rest.

Amphinema byssoides: Einer der häufigsten Mykorrhiza-Pilze in unseren Nadelwäldern. Hier auf Pinus-sylvestris-Ast.
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Amyloxenasma allantosporum: Nur mikroskopisch zu bestimmen, das jedoch relativ leicht anhand der allantoiden und amyloiden Sporen und der Pleurobasidien. Liegender Pinus-sylvestris-Ast.
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Byssomerulius hirtellus: Noch ohne Nachweise in der Mykologischen Datenbank. Gefunden auf einem liegenden Fagus-Ast bzw. von dort auf Buchenblätter übergehend.
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Cabalodontia subcretacea: Recht merkmalsarme Art, bis auf die schmalen, allantoiden Sporen und langstieligen Basidien. Zwei Kollektionen auf Pinus-Ästen.
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Ceraceomyces tessulatus: Fällt makroskopisch durch die deutlichen Rhizomorphen und das im Alter faltige Hymenophor auf. Zwei Kollektionen auf Pinus-Ästen.
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Coniophora puteana: Eine häufige Art, die man auf Laub- und Nadelholz antreffen kann. Hier auf einem entwurzelten Fagus-Stamm.
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Cylindrobasidium laeve: Sehr häufiger Pilz, in diesem Fall aber erst mikroskopisch erkannt. Liegender Fagus-Ast.
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Gloeohypochnicium analogum: Trotz der auffälligen Fruchtkörper gibt es in Österreich erst sehr wenige Nachweise, was für die Seltenheit dieser Art spricht. Eigentlich kann man sie schon makroskopisch ansprechen, sie verströmt nämlich einen wunderbaren süßlich-obstartigen Geruch, auch noch im trockenen Zustand! Liegender Fagus-Stamm.
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Hyphoderma setigerum: Mikroskopisch anhand der inkrustierten und septierten (mit Schnallen an den Septen) Zystiden leicht zu bestimmen. Liegender Alnus-glutinosa-Ast.
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Peniophora nuda: Diese ± gräulichen Zystidenrindenpilze lassen sich nur mikroskopisch sicher bestimmen. Hier sind die Lamprozystiden zugespitzt, die Gloeozystiden dafür eher breit und Dendrohyphidien fehlen. Auf dem Bast von noch hängenden bzw. herabgefallenen Ulmus-laevis-Ästen (so wie hier) wohl nicht selten, aber auch auf anderen Substraten zu finden.
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Peniophorella praetermissa agg.: Einer der häufigsten ± flaumigen, weißen Rindenpilze und einen mikroskopisch sehr variablen Artenkomplex darstellend. Entrindeter Nadelholz-Ast.
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Phlebia lilascens: Unterscheidet sich von der folgenden Art insbesondere durch die Sporenform, wohingegen das Vorhandensein von Zystiden recht variabel ist (bei P. lilascens sollen diese fehlen). Liegender Pinus-sylvestris-Ast.
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Phlebia livida: Siehe oben. Die weißlichen Punkte auf der Oberfläche sind eingeschlossene Kristallanhäufungen. Liegender Fagus-Stamm.
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Phlebia queletii: Nun wieder ein besonderer Fund, ohne Eintragungen in der Mykologischen Datenbank. Laut Literatur wächst sie bevorzugt auf Weißtanne, so wie hier (liegender Ast). Die kleinen Stacheln setzen sich aus zugespitzten Lamprozystiden zusammen, sind also im Mikroskop recht hübsch anzuschauen.
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Phlebiella fibrillosa: Typisch für die Gattung Phlebiella sind die pleuralen Basidien und die warzig-stacheligen Sporen, welche bei P. fibrillosa an der geraden Seite weniger stark ornamentiert sind. Liegender Quercus-Ast.
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Porostereum spadiceum: Ein in der südlichen Steiermark häufiger Laubholzbewohner mit interessantem Geruch nach nassem Leder oder Mottenkugeln… Hier auf liegendem Fagus-Ast.
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Radulomyces molaris: Charakteristischer Eichenholz-Bewohner, gerne auch an abgestorbenen Ästen im Luftraum.
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Sistotrema brinkmannii: Das erste Foto zeigt die Art in ganz typischer Ausprägung mit warzigem Hymenophor. Manchmal kommt sie aber auch eher glatt oder mit vereinzelten Warzen daher. Mikroskopieren muss man sowieso immer, dann wird man die gattungstypischen Basidien und die kleinen, gekrümmten Sporen feststellen können.
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Sistotrema oblongisporum: Als diese Art bestimmt aufgrund der gekrümmten, bis 5,5 µm langen Sporen (schlanker/länglicher als bei S. brinkmannii). Liegender Alnus-glutinosa-Ast.
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Sistotremastrum niveocremeum: Die Gattung Sistotremastum soll sich von Sistotrema ja durch die weniger urniformen Basidien unterscheiden, wobei ich das manchmal schwer nachvollziehbar finde. Die gezeigten Fruchtkörper sind relativ dünn für S. niveocremeum. Entrindetes Quercus-Holzstück (oben) und liegender Quercus-Ast (unten).
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Tubulicrinis sororius: Auf Nadelholz wird man regelmäßig Tubulicrinis-Arten antreffen, welche man makroskopisch natürlich nicht unterscheiden kann. Ich finde die Zystiden dafür sehr beeindruckend, gerade bei dieser Art mit kugelig angeschwollenem Apikalbereich (hier eine Zeichnung davon). Möglicherweise ein Erstnachweis für die Steiermark, auf liegendem Pinus-sylvestris-Ast.
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Tubulicrinis subulatus: Im Vergleich zur vorherigen Art ist diese als häufig einzuschätzen, mit momentanen 290 Nachweisen in Österreich – trotz der eher unscheinbaren Fruchtkörper! Wie der Artbeiname schon andeutet, sind die Zystiden hier zugespitzt. Liegender Pinus-sylvestris-Ast.
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Vesiculomyces citrinus: Besiedelter hier großflächig einen liegenden Pinus-sylvestris-Stamm.
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Xenasma pruinosum: Wieder eine sehr unscheinbare Art, die man aber leicht bestimmen kann, wenn man sie einmal kennengelernt hat. Die raue Oberfläche der Sporen ist jedoch manchmal im Lichtmikroskop kaum zu beobachten, dafür sind die zwei unterschiedlichen Zystidentypen gute Bestimmungsmerkmale (Zeichnung hier). Der Fruchtkörper am oberen Foto war durch die Schneeschmelze ziemlich durchfeuchtet, weshalb ich noch ein Vergleichsfoto vom vergangenen November anhänge, auf dem man den namensgebenden reifähnlichen Fruchtkörper besser erkennen kann. Oben: liegender Laubholz-Ast, vermutlich Carpinus. Unten: liegender Quercus-Ast.
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Xylodon brevisetus: Einer der häufigsten Zähnchenrindenpilze auf Nadelholz, in diesem Fall Pinus sylvestris (Ast).
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Xylodon crustosus: Hier sind die vielen subulaten (zugespitzten) Hyphenenden in den Zähnchen sowie die zylindrisch-gekrümmten Sporen charakteristisch. Entrindeter Nadelholz-Ast.
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Re: Jänner-Pilze

#2
Dacrymyces tortus: Klein, unscheinbar und auch kaum gallertig, dennoch eine Gallertträne. Liegender Pinus-Ast.
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Antrodia serialis: Sehr häufig und sehr variabel, wie man hier sehen kann… Liegender Picea-Stamm.
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Antrodia sinuosa: Ziemlich seltene Art, die in Österreich als „stark gefährdet“ eingestuft ist. Ebenfalls auf liegendem Picea-Stamm.
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Ceriporiopsis gilvescens: Man findet diesen Porling m. E. n. bevorzugt auf schon stärker vermorschtem und eher (luft)feucht liegendem Laubholz. Sie gehört auch zu den etwas variableren Kandidaten und kann daher im Feld nicht immer richtig erkannt werden. Liegender Fagus-Ast (oben) und -Stamm (unten).
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Fuscoporia ferruginosa: Ein häufiger resupinater Feuerschwamm auf Laubholz. Fraxinus-Ast.
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Irpex lacteus: Durch die unregelmäßig labyrinthischen bis zähnchenförmigen Poren und die hellen, resupinaten oder kleine Hütchen bildenden Fruchtkörper schon makroskopisch ganz gut festgelegt. Laubholz-Ast, ca. 1 m über dem Boden.
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Skeletocutis lilacina: Für mich schon ein Höhepunkt dieses jungen Pilzjahres. Diese Art habe ich bislang nur auf Fotos bewundert und gar nicht damit gerechnet, dass ich sie hier selber mal zu Gesicht bekommen würde. Auf den ersten Blick könnte man sie für Trichaptum abietinum halten. Wohl ein Erstnachweis für die Steiermark. Auf einem quer über einen Graben liegenden Nadelholzstamm, ziemlich sicher Larix, ohne Bodenkontakt.
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Spongipellis pachyodon: Noch ein schöner Erstfund für mich, an der Stammbasis eines morschen Quercus-Stammes.
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Trametopsis cervina: Wächst gerne an etwas trockener liegendem Laubholz, hier auf Fagus-Ast, und ist bei uns mittlerweile ziemlich häufig.
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Xanthoporia radiata: Häufige und attraktive Art der Erlenbruchwälder.
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Crepidotus epibryus: Unterseite eines liegenden, entrindeten Laubholz-Stammes. Als weißes Stummelfüßchen nur mikroskopisch sicher bestimmbar, jedoch sind die hellen Lamellen und die späte Erscheinungszeit schon Hinweise für C. epibryus.
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Mycena polygramma var. nana: Die schmächtige Form/Varietät mit kaum gestreiften Stielen an der moosigen Stammbasis einer Eiche. Ob man da wirklich was Eigenes daraus machen sollte, weiß ich nicht, ich bestimme sie aber lieber mal getrennt.
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Resupinatus conspersus: Ein typischer Tannenbewohner, der sich schon im Luftraum entwickelt und meist erst dann gefunden werden kann, wenn die Äste zu Boden fallen.
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Resupinatus europaeus: Ich habe diese Art schon vor über 10 Jahren im selben Gebiet beobachtet, damals wurde sie noch als Hohenbuehelia unguicularis bestimmt. In der Mykologischen Datenbank noch ohne Funde, einen weiteren Nachweis gibt es jedoch in Vorarlberg.
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Resupinatus poriaeformis: Kommt im Gegensatz zu R. consperus auf morschem Laubholz vor, hier auf einem liegenden Quercus-Ast.
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Resupinatus trichotis: Häufiger Pilz mit schwarzer, scharf abgegrenzter, filzig-haariger Anwachsstelle und dunklen Lamellen mit helleren Schneiden. Liegender Laubholz-Ast.
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Camarops polysperma: Morsche Schwarzerlen-Stämme, so wie hier, sind eigentlich das bevorzugte Substrat, ich kannte sie bislang nur von einem Fagus-Stamm.
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Hysterium angustatum: Einer der häufigsten Pilze überhaupt in den heimischen Wäldern und fast überall dort zu finden, wo es Laubbäume mit rauer Borke gibt. Funde auf entrindetem Holz, wie hier (Salix), sind da schon seltener.
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Kretzschmaria deusta: Kann parasitisch wachsen aber auch auf morschen, liegenden Stämme fruktifizieren. Hier auf Salix.
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Orbilia trapeziformis: Dieser Fund auf einem liegenden Quercus-Ast ist vielleicht noch ein guter Anlass, um auf die kürzlich erschienene Orbilia-Monographie von Baral et al. aufmerksam zu machen. Man kann sie gratis hier herunterladen oder auch als Bücher bestellen: https://www.mnhn.lu/science/2020/10/30/ ... d/?lang=en.
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Schöne Grüße
Gernot

Re: Jänner-Pilze

#3
hallo Gernot,

tolle Sammlung, gratuliere! Da warst du wohl einige mal unterwegs, um so viele interessante Arten zusammen zu bringen oder du hast dir absolute Hotspots ausgesucht.

schöne Grüße
Uschi

Re: Jänner-Pilze

#7
Hallo Gernot

Danke für die schönen Fotos! Da sind viele Arten dabei, die man nicht oft abgebildet sieht in der Pilzliteratur.

Bei uns steigen die Temperaturen seit Tagen in den zweistelligen Bereich und als Folge davon
sieht man im Fichtenwald viele Exemplare von Neolentinus adhaerens.

Gruß
Gerhard

Re: Jänner-Pilze

#8
Servus Gernot,

bärig, dein neuester Thread. Mit den Kurztexten und einigen Zeichnungen gespickt liest er sich richtig spannend. So kann man listig auch Rindenpilze unters Volk bringen ;.)

LG
Peter
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