Agaricus moellerianus vom Lengsee (Kärnten)

#1
Liebe PilzfreunInnen,

diesen Fund von Agaricus moellerianus hat bereits Herbert Pötz in seinem Buch über die Pilze Kärntens erwähnt. Während einer Seminarwoche der ARGE Österreichischer Pilzberater wurde am 3. September 2013 dieser interessante Egerling gefunden und mir zur Bestimmung gebracht. Aufgrund des Gilbens und des deutlich wahrnehmbaren Anisgeruchs wurde ein Anisegerling i.w.S. vermutet.

Es fiel aber sofort auf, dass der Ring unterseits keinen Zahnradkranz zeigte, hinfällig war und die Lamellen jung schon satt rosa gefärbt waren.

Wiesenegerlinge i.e.S. konnten es aber auch nicht sein - Agaricus campestris s.str. darf zwar gilben (jedenfalls im breiten Konzept von Parra), aber der Stiel ist bei dieser Art oberhalb des Rings glatt und es kommt kein Anisgeruch vor. Das Gilben war zudem sehr deutlich ausgeprägt. Die mikroskopische Untersuchung bestätigte dann die Bestimmung als Agaricus moellerianus, die makroskopisch (wegen der oben genannten Merkmale) eigentlich schon klar war.

Der Pilz trat in großen Mengen auf - das erwähnt ebenfalls Parra, der trotz des teils massenhaften Fruktifizierens (wenn er als Myzel etabliert ist) offenbar sehr selten ist. Ich hatte ihn vorher auch noch nicht in der Hand (im gleichen Jahr aber nochmal während der großen Pilzausstellung in München, aber da war der Fundort nicht zu eruieren).

Hier die Fotos dieses besonderen Egerlings, an denen man das Gilben, die Lamellenfarbe, den später hinfälligen Ring (der nur noch ein Band ergibt, das übrigens auch typisch ist, also keine kleine Abrisskante, sondern ein am Stiel anliegender Gürtel) und die Flockigkeit oberhalb des Velum partiale:
ag_moellerianus.jpg
ag_moellerianus02.jpg
ag_moellerianus03.jpg
ag_moellerianus04.jpg
Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Re: Agaricus moellerianus vom Lengsee (Kärnten)

#2
Lieber Christoph,
danke für das Vorstellen dieses schönen Fundes samt der eindrucksvollen Bilder. Agaricus moellerianus ist in Österreich schon seit den 70er Jahren bekannt. Da er aber oft nicht beachtet wird, sind Angaben zu seinem Vorkommen schwer zu beurteilen. Er wird seit ca. 2000 mehr gemeldet. Eine Aussage über ein eventuelles vermehrtes Auftreten wäre aber trotzdem verfrüht, da müssen noch weitere Funde/Daten/Revisionen von Herbarbelegen abgewartet werden. Ich füge hier noch ein Bild der Art von Anton Hausknecht aus dem Weinviertel (Kollektion WU 6513) an, das ebenfalls das charakteristische Gilben zeigt.
Liebe Grüße,
Irmgard
Agaricus_moellerianus_WU_5613_H1536.s_Reikersdorf_1986-10-04_Komprimiert.jpg

Re: Agaricus moellerianus vom Lengsee (Kärnten)

#3
Liebe Irmgard,

man sieht auch bei der von dir vorgezeigten Aufsammlung von Toni Hausknecht sehr schön die Flocken an der Stielspitze. Die Häufigkeit ist natürlich schwer abzuschätzen, da sich wohl nicht allzu viele an die genaue Bestimmung von Wiesenegerlingen herantrauen. Da die Art aber schon makroskopisch gut ansprechbar ist, wenn man auf den Geruch, den Ring ohne Zahnradkranz und die Flockigkeit achtet, kann man vielleicht auf breiterer Fläche dazu animieren, gezielt nach Agaricus moellerianus Ausschau zu halten.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)